Ihr Lieben, Tag 23.
Liebe und Dankbarkeit
Anadi
Ihr Lieben,
ich möchte heute eine Geschichte erzählen, an die sich manche vielleicht erinnern. Anadi hat sie uns einmal an einem Karfreitag in Steyerberg vorgelesen, und seitdem begleitet sie mich. Sie heißt „Simon von Cyrene“, geschrieben von Khalil Gibran. Nach der Überlieferung half Simon von Cyrene Jesus das Kreuz tragen, und es ist eine Geschichte von Vertrauen und Liebe. Ich finde sie gerade in dieser Zeit so wichtig. Darum erlaube ich mir sie heute noch einmal vorzutragen.
Ich war auf dem Weg zu meinem Feld, als ich Ihn das Kreuz tragen sah; eine Menschenmenge folgte Ihm. Und auf einmal ging auch ich hinter Ihm her. Die Last, die Er trug, veranlasste Ihn, mehrmals anzuhalten, denn sein Körper war kraftlos und erschöpft.
Da kam ein römischer Soldat auf mich zu und sagte: „Komm, du bist stark gebaut, trag das Kreuz dieses Mannes!“
Bei diesen Worten wurde mein Herz weit, und ich war dankbar. Und ich trug Sein Kreuz. Es war schwer, denn es war aus Pappelholz, das durchtränkt war vom Regen des Winters.
Jesus schaute mich an , und der Schweiß Seiner Stirn perlte über Seinen Bart. Wieder sah Er mich an und sagte: „Musst auch du aus diesem Becher trinken? Wahrlich, du wirst dich bis zum Ende der Zeiten daran laben.“
Indem Er dies sagte, legte Er seine Hand auf meine freie Schulter und wir schritten gemeinsam zum Kalvarienberg. Doch nun fühlte ich das Gewicht des Kreuzes nicht mehr. Ich fühlte nur noch Seine Hand. Und sie lag wie der Flügel eines Vogels auf meiner Schulter.
Dann erreichten wir den Gipfel des Berges, wo sie Ihn kreuzigten. Und ich fühlte erneut das Gewicht des Baumes. Er sprach kein Wort, als sie die Nägel in Seine Hände und Füße schlugen, noch drang irgendein Laut aus Seinem Mund. Seine Glieder zuckten nicht einmal unter den Hammerschlägen. Es schien, als wären Seine Hände und Füße vorher gestorben, und sie könnten das Leben nur wieder erlangen, wenn sie in Blut gebadet würden. Man hätte sogar annehmen können, dass Er die Nägel begehrte wie ein Prinz das Zepter und dass Er sich danach sehnte, auf diesem Gipfel erhöht zu werden.
Mein Herz dachte nicht daran, Ihn zu bemitleiden, denn es war erfüllt von Staunen.
Und nun ist der Mann, dessen Kreuz ich trug, mein Kreuz geworden. Wenn sie mir noch einmal sagen würden: „Trag das Kreuz dieses Mannes!“, so würde ich es tragen, bis mein Weg an meinem Grab endet. Doch ich würde Ihn bitten, Seine Hand auf meine Schulter zu legen.
Dies geschah vor vielen Jahren. Aber immer noch, wenn ich die Furchen meines Feldes entlanggehe, und jedesmal vor dem Einschlafen denke ich an diesen geliebten Mann. Und ich fühle Seine flügelleichte Hand hier auf meiner Schulter.
In aller Liebe Christiane
Sie wurde diffamiert und ihre Geschichte wurde unterdrückt, dennoch bis zum heutigen Tag immer wieder erzählt, denn sie ist zeitlos und zutiefst berührend. Keiner weiß, was historisch tatsächlich passiert ist, aber sie bewegt in der Überlieferung die Herzen der Menschen. Sie erzählt von der Offenbarung und dem Mut, alles hinter sich zu lassen, der Stimme des Herzens zu vertrauen und ihr bedingungslos zu folgen, in Freude und Schmerz, bereit für das Ungewisse, die Bestimmung ahnend, in Hingabe und Gewissheit, im Glauben an die Verheißung. Für mich ist sie Teil des Mysteriums der Ostergeschichte, des Mysteriums der Liebe, der Hingabe in die Liebe für den Mann und Geliebten Jesus von Nazareth, aber auch der Hingabe an die Liebe der Frau und Geliebten Maria von Magdala. Und die Offenbarung ist Teil von mir, das fühle ich.
Eine wunderbare Interpretation findest du in der jüngsten Verfilmung MARY MAGDALENE, die ich dir empfehlen kann, wenn du dich angesprochen fühlst. Sicherlich nicht leichte Kost, denn sie erzählt auch vom Zweifel, dem Schmerz, der Dunkelheit und dem Verrat.
Liebe Miriam,
so heisst Du doch eigentlich, Miriam aus Magdala….
Mirjam „die Bittere“….( hebr. „mir“ heißt bitter und „jam“ das Meer)
Auch die prophetische Schwester von Mose, die in Ägypten aufwuchs, hieß so wie Du. Das ägyptische Wort „mry“ heißt GELIEBT.
Aus Miriam wurde dann Mariam und später, latinisiert Maria.
Wie war es, als Du IHN trafst?
Du musstest IHM folgen, da führte kein Weg daran vorbei, Du MUSSTEST!
Das hat Dir Dein Herz gesagt.
Koste es, was es wolle : IHN begleiten, mit IHM…, bei IHM sein.., IHN durch alles hindurch begleiten…an SEINER Seite sein…
Oh, was gab es Eifersucht unter den Jüngern!
Als Prostituierte wurdest Du verleumdet, dabei warst Du eine Isiseingeweihte! Dir war das alles egal! Lange wurdest Du im Tempel darauf vorbereitet: SEINE Gefährtin zu sein, DEN WEG zu gehen, immer weiter, bis zum bitteren, ja!, bis zum BITTERSTEN Ende!!
Magdalena! Ich spüre Deine bedingungslosen Hingabe, Deine Radikalität, als Du IHN zum GESALBTEN gemacht hast, mit Deinem kostbaren Öl! War es Nardenöl? Ich rieche förmlich diesen würzigen edlen Geruch. Du hast IHM die Füße gewaschen. Du knietest Dich vor ihm nieder und trocknetest dann mit Deinen langen Haaren SEINE Füße!
Damit schufst Du eine innige Verbindung zwischen Euch.
Auch ER hat auf Dich gewartet. Er brauchte DICH an seiner Seite.
Dieser erotische Moment sorgte auch für einen Aufschrei! Was MACHT sie da? Das gehört sich nicht!
Aber Du bist nicht gekommen, um Konventionen zu bedienen!
Genauso wenig wie ER.
Dieser magische Moment, der eigentlich nur Euch Beiden gehörte und dem GOTT, dem Ihr dientet…, der GÖTTIN, die im Inneren wohnt…, dem Heiligen was wir SIND!…,machte Euch schon da zu einem König und einer Königin des „malkutà“ (Aramäisch und wie „Malkutach“ ausgesprochen), dem inneren König und Königinnenreich, von dem ER soviel gesprochen hat….
Du verkörperst eine Liebe, die nicht verlässt, bis in die Stunde des Todes hinein.
Du verkörperst eine Liebe, die über den Tod hinaus geht.
Du verkörperst wirklich Liebe.
Immer warst Du mir ein Vorbild, geliebte, bittere und süße Schwester!
Auf Deinen Spuren bin ich gewandelt und wandele noch immer. Deine Spuren, die Du in meinem Herzen hinterlassen hast, sind auch in mir bitter und süß. Das ist eine Wunde, ich gebe es zu, ein Pfeil, der mich getroffen hat und mich DEN WEG gehen lässt, für den ich mich entschieden habe.
In Liebe,
Deine Schwester Anna
Das war 2015 im großen Flüchtlingsstrom nach Deutschland, als viele Menschen für viele Menschen auf der Flucht ihre Herzen und Türen geöffnet haben. Das Bild habe ich aufgehoben, weil es mich immer wieder berührt. Das Kind fühlt sich so sicher und aufgehoben in den Armen seines Vaters, der noch nicht wissen kann, was ihn und seine Familie erwartet. Was wohl aus ihnen geworden ist? Und es erinnert mich täglich daran, dass das Schicksal vieler Flüchtlinge, insbesondere der Kleinen, gegenwärtig kaum Beachtung findet. Wir sind bei denen, die vergessen sind und nicht weiter wissen.
Christiane
Es ist wieder so viel Schönes heute, liebe Anna, lieber Anadi. Eure zarten und mutigen Worte der Liebe berühren mein Herz so, so tief. Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber für das wunder, wunderschöne Bild der Maria Magdalena!! Ich kann den PC gar nicht ausschalten und will es in seiner Pracht und Lieblichkeit immer nur anschauen... und mir wurde das Programm für die Ostertage geschenkt: Ich werde meine Acrylfarben hervorkramen (Herzensgrüsse an dich, Shivananda!) und ich werde diesem unglaublichen Rot und Gold nachspüren. Danke und Liebesgrüße an euch alle.
Sabine Mantl
Mein lieber Anadi - so gerne lese ich hier die letzten Tage, es sind kleine Anker in dieser Zeit. Wir hier in Tirol sind seit 14. März in Quarantäne - Total Quarantäne, kein Verlassen des Hauses, max. schnell zum Einkaufen oder nur zur Arbeit. Wenn es gar nicht mehr geht - ist ein kleiner Spaziergang allein um das Haus erlaubt. Meinen Arbeitsplatz durfte ich seit dieser Zeit nicht mehr betreten, da ich sehr viele Überstunden und Resturlaub habe, zählte ich zu einer der Ersten die zu Hause bleiben muss. Für mich, die ihre Arbeit sehr liebt, sehr schwer. Mittlerweile arbeite ich 3-4 Stunden am Vormittag mittels Home Office. Mein Mann, der im selben Betrieb ist - arbeitet im Wohnzimmer an die 10 Stunden pro Tag. Mit unserer fast 18 jährigen Tochter (mittlerweile hat sie seit 5 Wochen keine Schule mehr) in der kleinen Wohnung zusammen, eine neue extreme Situation mit kaum Ausweichmöglichkeiten. Viel Unruhe ist um mich und in mir. Und das nicht nur weil wir nicht mehr zu meinen pflegebedürftigen Schwiegereltern dürfen - sie wohnen 40 km entfernt - normal sind wir mind. 1 x die Woche bei ihnen, um einzukaufen, den Müll zu machen, sie zu versorgen. Unter der Woche erledigt das alle 2 Tage ein Sozialsprengel für uns. Schwierig hier einfach los zu lassen und darauf zu vertrauen, dass Nachbarn das Einkaufen übernehmen, das wir in den täglichen Telefonaten auch die leisen Töne hören und bei Verschlechterung ihres Zustandes reagieren können. Heute habe ich fast 1 Stunde Lieder angehört, die wir letzten Juni zusammen in Korfu gesungen haben. Ich habe sie gespürt, euch gespürt, das Meer, die Luft, die Olivenbäume vor dem Octagon. Die Schmetterlinge, die Katzen, die riesigen Ameisen am Strand, die Fledermaus die sich manchmal zu uns verirrt hat. Bei einigen Lieder höre ich gut Marias Stimme oder deine Anadi wenn du zb. sagst: jetzt nur die Frauen...dann höre ich wieder Anna was reinsingen und rufen...es berührt mich sehr und es ist ein Stück Heimat für mich. Ihr ALLE. Ich war schon einige Male in Korfu Teil von euch. Und jedes Jahr wurde es noch schöner und tiefer. Ich bin in tiefer Verbindung mit euch allen. Eine liebe Umarmung zu euch allen hin Sabine
Sissy
..geradezu magisch, welche Kräfte ein Herz bewirken kann, das sich in bedingungsloser Liebe und Hingabe verbunden hat..vielen Dank für diese innigen,ermutigenden Liebesgeschichten, liebe Christiane, lieber Anadi, liebe Anna! Und wie besonders erhellend, gerade heute am Karfreitag davon zu lesen, einem Tag, der ja durch den Tod Jesu oft auch mit viel Traurigkeit und Schwere in Verbindung gebracht wird- wunderbar feinsinnig ausgewählt!
Lipopo
Unser Kontakt über diesen Heart-Sangha Block ist pure Herzensnahrug. Mein Herz atmet in Ruhe und Frieden. Das heutIge Mantra schenkt tiefen Trost! Danke
Monika Schwert
Ihr geliebten Menschen, mein Herz ist voll von den Schätzen die ihr heute zu uns bringt. Danke, liebe Christiane, für die Erzählung, du wunderbare Erzählerin, ich lausche deiner warmen, weichen Stimme. Danke, liebste Anna, Sista, für diese innigliche, tiefe Verbindung zu Maria Magdalena, Miriam. Danke, liebster Anadi, für deine Hingabe und den Raum. Und großer Danke, für die Musik von heute. Sie fängt mich auf und wird mich glaube ich die nächsten Tage sehr begleiten. Ich habe seit einigen Tagen, sehr mit meiner Mutter zu tun. Ich mußte sie ins Krankenhaus bringen und sie wird kommenden Dienstag oeperiert.jDas Ganze unter den aktuellen Bedingungen,Besuchssperre usw.. Ausgang ungewiss. Das hat sich immer mal wieder angekündigt, kommt jetzt aber doch sehr mächtig und holt alles an Ungeklärtem was ich mit ihr habe hervor. In Verbindung mit uns allen hier und der Liebe die sich immer wieder so einfach zeigt, ist es mir möglich in die Weichheit und das Mitgefühl zu gehen. Große Dankbarkeit ist dafür in mir. Dieses Ostern ist anders und doch vertraut. Vertraut nach den vielen Jahren in Gemeinschaft mit euch in der Sangha an Ostern im Lebensgarten. Vertraut zu spüren wie wir uns der Hingabe und dem Loslassen gemeinsam annähern. Und nun hier allein zu Hause in Distanz und durch das Teilen hier doch in tief empfundener Nähe. Es grüßt euch in Liebe Monika