Friederike

Lieber Anadi,

Ich schreibe nochmal. Vielleicht habe ich gestern zu schnell abgesagt, aber vielleicht auch nicht.

Die Wahrheit ist, ich habe mich sehr über deine Anfrage, einen Text über Freude zu schreiben, gefreut.

Weil ich beides mag – Freude und schreiben. Und jetzt schreibe ich nicht. Vielleicht weil ich mich überhaupt erst mal erinnern müsste, was Freude eigentlich ist. Ich bin ein freudiger Mensch, aber dieses Jahr ist mir etwas an Freude verloren gegangen. Und es ist schwer, es wieder zu finden.

Ich kann diesen Lebensabschnitt akzeptieren und weiß, dass es mich „weiter bringt“. Aber dennoch ist es grad einfach schwer. Das Alleinsein und das beruflich nicht so richtig wissen, wie es gehen soll… Ich brauche den Austausch, Begegnung, echte Menschen. Am Anfang von Corona fand ich die Reduktion gut, weil es wie eine große Pause war. Ein Runterkommen von all der Betriebsamkeit. Ich konnte mich mit Einschränkungen zurecht finden, konnte fürs Tanzen aufs online Format wechseln und teilnehmen (nicht selbst anbieten). Entgegen meiner Natur fand ich den Verzicht von geselligen Ereignissen nicht schlimm, sondern irgendwie mal heilsam und interessant, dass es möglich ist. Letztes Jahr tauchte dann ein Mann mit ziemlich großer Liebe in meinem Leben auf. Dieses Jahr verschwand er auf ähnlich plötzliche Weise. Das weckte zum einen ein Verlusttrauma und zum anderen war es trotz meiner 44 Jahre das erste Mal, wo ich mich mit Trennung beschäftigen musste. Und ich bin katastrophal schlecht darin. Letztlich glaube ich nicht dran bzw will es nicht, kann es nicht, suche andere verständliche sich einigende Wege… immer schon!

Trotzdem ist die Wahrheit im Moment auch, dass es zwei braucht, um die Situation zu ändern. Und so fahre ich auch der ganzen Hormonumstellung der Wechseljahre geschuldet regelmäßig mit meinen Gefühlen Achterbahn, weine so viel wie ich nach dem Tod meiner Mutter nicht mehr geweint habe und finde gleichzeitig viel was mir Kraft gibt – in mir. Aber eben auch hauptsächlich in mir. Im Außen ist es irgendwo verloren gegangen in diesem Jahr, in den letzten Jahren und davor… Ich weiß es gar nicht. Es wird alles eh nicht mehr zurück kommen, wie es war – und das ist auch richtig. Ich bin einverstanden. Aber ich möchte dieses Neue, die neue Möglichkeit von Begegnung, Aufrichtigkeit und Menschsein, Begegnung von Mann und Frau, das möchte ich schon gerne leben… Und dann auch wieder Freude empfinden. Wahrscheinlich auch eine andere – eine längere, ruhigere Freude, vielleicht mit Vertrauen und Gelassenheit wie es meine Mutter hatte. Aber auch sie ist mal durch eine dunkle Phase gegangen, daran erinnere ich mich im Moment eben auch… Und ich hoffe, die Schritte daraus fangen heute schon an.

Alles Liebe, danke fürs Lesen!
Friederike

Die Musik die mich gerade sehr berührt

" Der Wächter " bei der Freudenburg in Bassum

Willst Du zur Freudenburg?

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